Ich besitze ein kulturelles Gedächtnis. Es liegt dort drüben, in Afrika.
(Jean-Michel Basquiat)
Die wichtigsten Menschengruppen auf dem schwarzen Kontinent
Afrika ist ein Kontinent, der nicht nur aufgrund seiner atemberaubenden Naturlandschaften und seiner einzigartigen Tierwelt alljährlich Millionen von Urlaubern in seinen Bann zieht. Die flächenmäßig größten Staaten sind Algerien, die Demokratische Republik Kongo und der Sudan, wohingegen Nigeria und Ägypten die meisten Einwohner haben.
Es sind vor allem die Menschen, die den schwarzen Erdteil ausmachen.
Ähnlich wie die Vielfalt seiner Fauna und Flora beherbergt Afrika dabei eine große Diversität an Ethnien. Ein Besuch in kleinen Siedlungen der verschiedenen Völker lohnt, denn hier können Urlauber sowohl die einzigartige Gastfreundschaft genießen als auch in die traditionelle Lebensweise der Menschen eintauchen.
Deutlich erkennbar ist dies beispielsweise an der Anzahl der Sprachen, die in Afrika gesprochen werden- die fast eine Milliarde dort lebenden Menschen verständigen sich in über 2.000 Sprachen und Dialekten.
Und so different sich auch die afrikanische Linguistik offenbart, so unglaublich abwechslungsreich tritt auch die Kultur des schwarzen Erdteils auf. Wobei man - Sie werden es verstehen- bei einer solchen variantenreichen Palette kaum von "der" afrikanischen Kultur sprechen kann.
Ich möchte Ihnen im Folgenden drei afrikanische Völker vorstellen, die so gut das möglich ist, bis heute ihre Sitten und Gebräuche, ihre Eigenheiten und Werte konservieren konnten.
Gehen wir geografisch vor und fangen an mit den Dogon.
Die Dogon leben in Ostmali. Mali ist ein gut 1 Mill. Quadratkilometer großer Staat in der Sahelzone. Die Sahelzone ist gekennzeichnet von wenig fruchtbaren Böden und häufig auftretenden Dürreperioden. Vorhandene Gewässer sind absolute Mangelware und nur der Niger als einzig nennenswerte Wasser spendende Lebensader des Landes, verspricht etwas Hoffnung auf Erntefähigkeit des Bodens. Aufgrund dieser schwierigen klimatischen Bedingungen gehört Mali auch leider zu den ärmsten Ländern der Welt.
Hier im Hombori-Gebirge sind die Dogon vor gut sechshundert Jahren sesshaft geworden, nachdem sie aus dem südlich liegenden Burkina Faso eingewandert sind. Sie bebauen das kärglich zu bestellende Land mit Hirse, Maniok, Kartoffeln und anderen genügsamen Gemüsesorten. Die dezente Haltung von Nutzvieh, wie Schafe oder Ziege, gibt etwas Abwechslung für die tägliche Nahrung.
Die etwa 350.000 Dogon machen zwar nur etwa 2,5 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, haben sich aber trotzdem als bei weitem populärste Ethnie des Landes etabliert.
Ursache hierfür ist die hintergründige Aura, die das Bergvolk umgibt. Ihre hohe Handwerkskunst der Maskenanfertigung beispielsweise ist in Afrika zwar beileibe kein Einzelfall, erreicht aber bei den Dogon ein derartig geheimnisumwittertes Niveau, das selbst im von Mystik verwöhnten Afrika heraus sticht.
Diese Masken werden teils bis über zehn Meter lang und erzählen von einem sagenumwobenen Schlangenkult. Der Geschichte dieses angeblich jahrtausende alten Kultes sind Wissenschaftler noch immer auf der Spur.
Am bekanntesten sind die Dogon aber für ihre fast bizarr anmutenden Tempelgebilde, die in die Felsen des Hombori-Gebirges eingearbeitet sind. Früher nur pragmatisch als Wohnung genutzt, sind dies heute wichtige Sakralbauten für die Dogon und werden als heilige Aufbewahrungsräume und Grabstätten für Fetische und Masken verwendet.
Ein weiteres Phänomen ist die Astronomieleidenschaft der Dogon. Demnach scheinen sie über ein erstaunlich detailliertes Wissen bezüglich des Siriussterns zu verfügen. Diese kosmischen Kenntnisse stellen bis jetzt ein absolutes Novum unter afrikanischen Naturvölkern dar.
Sie sollten es bei einem Westafrikatrip auf keinen Fall verpassen solch ein Dorf der Dogon zu besichtigen.
4.000 Kilometer weiter östlich auf dem Äquator gelegen finden Sie die Massai. Wahrscheinlich sind sie die weltweit bekannteste afrikanische Ethnie, was vor allem mit der touristischen Erschließung von Kenia und Tansania seit den fünfziger Jahren zusammenhängt. Seit die Serengeti den Menschen außerhalb Afrikas ein Begriff ist, kennen diese auch die Massai. Mittlerweile profitieren auch sie endlich ein wenig von den Devisen, die die Safaritouristen ins Land bringen. Die Massai geben sich längst nicht mehr so kriegerisch wie noch vor ein paar Jahrzehnten.
Aber immer noch ist es imposant anzusehen, wenn die fast durchweg hochgewachsenen Krieger in schmucker Stammestracht auf alte martialische Weise ihre traditionellen Kriegstänze für die Touristen vorführen. Auch dem Kino- und Bücherpublikum sind sie vertraut geworden in Werken wie "Die weiße Massai" oder "Nirgendwo in Afrika".
Da die Massai trotz alledem immer noch recht naturverbunden leben, sind sie als hiesige Kenner von Fauna und Flora für die Nationalparks sehr gefragte Ranger und Scouts. Dies hat auch einen nicht unerheblichen Ökotourismus bewirkt, der die Massaivölker noch intensiver inspiriert die ostafrikanische Tier- und Pflanzenwelt zu schützen und den vielen Hunderttausend Touristen exemplarisch voranzugehen.
Auch wenn mit Einkehren der Ökonomie die Authentizität der Massai ein wenig gelitten hat- es lohnt sich vollends die Jagdgründe der Massai zu besichtigen und einen Einblick in ihre Kultur zu erlangen.
Noch lange nämlich nicht haben die Massai ihren Stolz verloren und Ihre Stippvisite in die Serengeti trägt dazu bei deren Lebensart weiter zu bewahren.
Die letzte Station unserer afro-ethnischen Tour führt in das südliche Afrika. Hier sind über sechs Staaten verteilt, die San ansässig. Sie sind mit circa 100.000 Menschen zahlenmäßig das kleinste der vorgestellten Völker und verteilen sich auf Botswana, Namibia, Südafrika, Angola, Simbabwe und Sambia. Etwa 10.000 San leben in den vier zuletzt genannten Ländern, den bei weitem größten Part nämlich gut 90.000, finden Sie in Botswana und Namibia.
Vom Phänotyp her unterscheiden sich die San deutlich von den Dogon und den Massai. Sie bieten optisch ein nicht ganz so spektakuläres Erscheinungsbild wie ihre nördlichen "Kollegen". Sie sind sie z.B. mit einer Durchschnittsgröße von 1,50 Meter gut zwei Köpfe kleiner als diese und können mit ihren stets freundlichen Gesichtern auch nicht die furchteinflößenden Antlitze der Massai kontern
Aber das heißt nicht, dass ihre Historie weniger interessant ist. Im Gegenteil -stammesgeschichtlich lassen sich die Ursprünge der San bis fast in die Steinzeit zurückverfolgen. Damals wie heute existierten die San hauptsächlich als Jäger und Sammler. Viele Jagdriten aus dieser Epoche werden bisweilen heute noch vollzogen. Eine Tradition ist dabei die Ausdauerjagd, bei der ein in seiner Grundgeschwindigkeit zunächst viel schnelleres Tier, wie etwa eine Kuduantilope, solange verfolgt wird, bis diese schließlich vor Erschöpfung zusammenbricht und stirbt. So eine Jagd kann bis zu vierzig Stunden dauern und gilt als eine der ältesten Jagdtechniken der Menschheit überhaupt. Gleichzeitig dient diese uralte Vorgehensweise auch heute noch als Initiationsritus für junge Männer, die sich, haben sie ein Tier auf diese Weise das erste Mal erlegt, von da an als erwachsene Männer fühlen dürfen.
Die Männer erlegen ihre Beute aber meist noch mit Wurfspeer, Pfeil und Bogen oder eigens konstruierten Schlingfallen. Dagegen sind die Frauen genau wie vor einigen 10.000 Jahren für das Sammeln zuständig. Dabei pflücken sie Wurzeln und Beeren und lesen Samen und Nüsse auf. Die San haben sich im Laufe ihrer Geschichte zusätzlich ein umfangreiches Wissen über Heilpflanzen angeeignet, das zunehmend auch für die westliche Pharmaindustrie interessant wird.
Ohne dass die San seltsamerweise patri- oder matrilineare Regierungsstrukturen kennen- wie sie bei den allermeisten indigenen Völkern auf der Erde üblich sind- führen sie insgesamt ein friedliches Leben, geprägt von ausschließlich demokratischen Entscheidungen und einem auffällig sozialem Umgang miteinander.
Wiederum andere führen ein regelrechtes Zwitterleben zwischen Busch und Bequemlichkeit. Sie sind ebenfalls den verführerischen Genüssen des Fortschritts recht zugetan, verdingen sich aber wenigstens noch als Spurenleser um die regionalen Ranger zu unterstützen. Hierfür werden die San allerdings zu Recht begehrt, denn sie gelten als exzellente Fährtensucher, denen kein Wildtier in der Savanne entgeht.
Die wenigen Zehntausend aber die, vornehmlich in der Kalahari, sich und den Gewohnheiten ihrer Ahnen treu geblieben sind, versprechen dem gemeinen Südafrikatouristen immer noch eine auf der Welt fast einzigartige Draufsicht ihrer archetypischen Lebensweise.
Weitere Völker in Afrika sind die Bantu, Berber, Samburu, Tuareg und Ashanti.
Die Batammariba in Koutammakou in Togo leben in und auf kunstvollen Lehmhäusern, den sog. Takienta. Ihre Kultur steht unter dem Schutz des UNESCO-Weltkulturerbe. Es gibt Ausflüge, um dieses Volk zu besuchen.
Hier finden Sie Bücher und Bildbände rund um die verschiedenen afrikanischen Völker:
Literatur und Reiseführer zu den Völkern Afrikas
Noch heute erinnere ich mich an ein Erlebnis wie im Film, dass mir in der Nähe der Stadt Tsumkwe widerfuhr. Nur mit einem Übersetzer brach ich in ein traditionelles Dorf der Buschleute auf und wollte erfahren, wie sie leben. Das ganze Dorf sammelte sich um mich, nachdem ich das Auto verlassen hatte und schaute mich mit großen Augen an. Ich war fast eine größere Sensation für sie, als umgekehrt. Man gewährte mir Einblicke ins Dorfleben.
Ähnliches passierte noch einmal im Kaokoveld beim Besuch der Himbas. Ganz im Norden an der Grenze zu Angola, dort wo die Epupafälle sind, haben Sie Gelegenheit die Himbas zu treffen.
Ich bedankte mich für die Gastfreundschaft stets mit mitgebrachtem Reis und trug dafür unvergessliche Erlebnisse nach Hause.
Fazit: Ob in West-, Ost- oder Süd-, - Schwarzafrika ist in jede Himmelsrichtung eine Reise wert!
Bereichern Sie mit seiner Kultur auch die Eigene!